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Untersteller will Pumpspeicher Atdorf bauen

21.09.11 Der grüne Umweltminister Franz Untersteller setzt sich für den Bau des umstrittenen Pump­speichers im Süd­schwarz­wald ein. Es sei nicht mehr die Frage ob, sondern nur noch wie. Damit düpiert er nicht nur die Grünen vor Ort. Auch Umwelt­schützer und Bewohner der Re­gion gehen auf die Barri­ka­den.

Franz Untersteller betet das Mantra des dringend benötigten Speichers, ohne je den Nachweis erbracht zu haben, dass dem so ist und dass hierfür Pump­speicher vonnöten und tauglich sind.

Der Umweltminister jammert von 74 Millionen kWh Windstrom, die 2010 nicht eingespeist werden konnte. Von den 621.000 Millionen insgesamt erzeugten kWh sind uns doch tatsächlich 0,01 % durch die Lappen gegangen! Da wird ein Popanz aufgebaut. Warum?

Untersteller sagte leider nicht, wo denn die 74 Millionen kWh Windstrom verloren gingen. In Ba-Wü mit seinen paar Windmühlen kann es nicht gewesen sein. Also doch eher Meck-Pom. Da liegt Norwegen fast näher. Aber da „fehlen noch ausreichend Leitungskapazitäten", so Untersteller. Stimmt, aber das Problem haben wir auch zwischen Nord- und Süddeutschland. 

Diese Engpässe sind in der Schweiz bekannt. Am 12. 5. 2011 titelte die Basler Zeitung: „Düstere Aussichten für Pumpspeicher-Kraftwerke. Die Schweiz investiert Milliarden in neue Pumpspeicher-Kraftwerke. Doch ein Ausstieg aus der Atomenergie und Engpässe im Stromnetz stellen Nutzen und Rendite dieser gigantischen Strombatterien infrage.“

Die Schweizer  „Strombatterien“ seien daher auf importierten Pumpstrom angewiesen. „Ideal wäre die Verknüpfung mit den Windkraftwerken, die vor allem in Nordeuropa gebaut werden.“ So die Basler Zeitung weiter. Doch das ginge ja mittelfristig leider nicht. „Denn es fehlt im In- und Ausland an Kapazität im Stromnetz, um den Pumpstrom aus Nordeuropa zu den alpinen Pumpspeichern zu leiten oder den hier erzeugten Spitzenstrom abzunehmen.“

Also im Norden (Norwegen) und Süden (Schweiz) willige Pump­speicher­anbieter ganz anderen Kalibers.Wieso dann Atdorf? Wenn es an den Netzen fehlt, sollte man dann nicht diese ausbauen, statt einen weiteren Pumpspeicher zu bauen? Der zudem nicht vor 2018 fertig sein wird.

Untersteller gibt den wahren Grund für die Pumpspeicher-Phantasien im Interview des „Sonntag“ preis: „Der Zeitpunkt, wann Energie gespeichert und dann wieder abgegeben wird, wechselt bei den heute bestehenden Pumpspeichern oft im Minutentakt. Das hängt immer mit den Preisen an der Strombörse zusammen."

Ta­ges­gang ei­nes Pump­spei­cher­kraft­wer­kes. Grün be­deu­tet Leis­tungs­auf­nah­me aus dem Netz durch Pum­pen; Rot Lei­stungs­ab­gabe ins Netz durch Tur­binen.
(Bild: Markus Schweiss, ba­sie­rend auf Veröf­fent­li­chun­gen des RWE)

 

Es geht also nicht um Speicherung für Erneuerbare, sondern um sprudelnde Gewinne. Und die überlassen wir ungern anderen. Da kann man dann schon mal ein Tal im Südschwarzwald absaufen lassen und einen Berg kappen. Und das Grundwasser mit Arsen verseuchen, wie bereits bei Sondierungsbohrungen geschehen. • hjk, Bild Rudolf Simon

Siehe auch Stellungnahme des Schwarzwaldverein.